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"Walküre"-Film lässt Historikern keine Ruhe

28. Januar 2009, 03:32 Uhr

Der Historiker Peter Hoffmann, für seine Bücher zum Widerstand gegen Hitler international bekannt, weist Kritik an seiner Unterstützung für den Film "Operation Walküre" zurück: "Der Film bietet ein im Wesentlichen wahres, respektvolles Bild der Beweggründe und des Handelns der Verschwörer. Darauf kam es mir an", sagte er der WELT. Zugleich wendet sich der in Montreal lehrende Professor gegen die Darstellung seines Vorgehens im Fall des früheren Films "Stauffenberg" von Jo Baier (WELT v. 21.1.). Hoffmann hatte das Drehbuch dieser ARD-Produktion gegen ein geringes Honorar durchgesehen, kam aber in seinem 15 Seiten umfassenden Gutachten zu einem negativen Ergebnis. Laut Vertrag durfte sein Name ohne sein Einverständnis nicht im Zusammenhang mit diesem Film genannt werden. Damit sei die Sache für ihn erledigt gewesen: "Man hat mir weder eine weitere Fassung des Drehbuchs noch den Film gezeigt." Erst als sich Baier in einem Radio-Interview dennoch auf ihn bezog, so Hoffmann, habe er sich öffentlich geäußert: "Er hat sich öffentlich auf mich berufen, als ob mein negatives Gutachten nicht existierte ... Ich musste mich also, da Jo Baier sich vertragswidrig auf mich berufen hatte, von dem Film distanzieren." Das tat er in zwei Zeitungsartikeln.

Niemals habe es, wie die Produzentin des Films in einer Reaktion auf Hoffmanns Verrisse geschrieben hatte, "neuerliche Honorarforderungen" seinerseits gegeben. Auf diese Angabe hatte sich auch die WELT bezogen. Schon deshalb seien die kursierenden Gerüchte über eine enorme Höhe dieser Forderungen falsch, sagte Hoffmann.

Zu seiner Rolle beim Film mit Tom Cruise als Stauffenberg sagte Hoffmann: "Die Drehbuchautoren des Films, Christopher McQuarrie und Nathan Alexander, baten mich Anfang 2007 um Beratung. Das Studio United Artists bot mir bald danach einen Vertrag an, den ich ablehnte, weil er die völlige Übertragung meines geistigen Eigentums an das Studio United Artists verlangte. Ich fand aber die Drehbuchautoren ernsthaft um eine im Grundsätzlichen korrekte Darstellung der Erhebung des 20. Juli bemüht und beriet sie ohne Honorar."

Versöhnlich zeigte sich der Freiburger Militärhistoriker Gerd R. Ueberschär gegenüber "Operation Walküre". Insgesamt sei der Film gelungen, sagte der Widerstandsexperte und Autor des Begleitbuches zum Baier-Film von 2004: "Man kann von einem Hollywood-Film nicht erwarten, dass jeder Einzelheit Rechnung getragen wird." Auch sei es nicht so, dass viel zu den historischen Tatsachen hinzugedichtet wurde.

Allerdings bleibe das Bild des deutschen Militärs voller Klischees: "Das Zusammenschlagen der Hacken und Sprechen mit schnarrender Stimme ist völlig überzogen." Die Protagonisten seien zu einem guten Teil hoch gebildete Menschen gewesen, sagte Ueberschär. Diese hätten sich damals anders miteinander unterhalten als in der US-Leinwandfassung. sfk

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